Die bekannten Schluchten der kretischen Bergwelt bieten einiges an Nervenkitzel. Doch auch die unbekannteren, kleineren und nicht ganz so schwierig zu begehenden Schluchtenwanderungen sind alles andere als langweilig, sondern bergen landschaftliche Abwechslung und Naturerlebnis, auch für Anfänger. So auch die Katsikantaras-Schlucht, die sich sanft die Berghänge über Pyrgos hinauf entlang eines schattigen Flusstals zieht.

Kreta gilt zwar als sonnige und trockene Urlaubsinsel, doch das Hinterland mit seinen schattigen Berghängen, saftigen Flusstälern und grünen Hochebenen hat deutlich mehr zu bieten als staubige Olivenhaine. So auch im Fall der Katsikantaras-Schlucht, die sich vom verschlafenen Dörfchen Pyrgos über der Bucht des berühmt-berüchtigten Party-Strandes Voulisma aus in einem grünen Flussbett ins bergige Inland zieht.
Katsikantaras: Nicht nur Kleinformat für Anfänger
Die Katsikantaras Schluchten-Rundwanderung über rund sieben Kilometer gilt mit seinem moderaten Höhenprofil von rund 250 Höhenmetern Aufstieg als nicht besonders herausfordernd und wird auch für Familien mit Kindern empfohlen. Allerdings ist der in Ansätzen alpine Wanderpfad an der Bergflanke über dem Flussbett nicht gesichert und je nach Bedingungen auch schon mal eng und rutschig, so dass Trittsicherheit und eine gewisse Kondition bei mindestens zwei, eher drei Stunden Wanderzeit schon erforderlich ist, geht es doch mitunter nach einem Fehltritt ungebremst 20 Meter in die Tiefe. Die Frage bei dieser sehenswerten Schluchtenwanderung ist nicht so sehr ob, sondern wie. Denn nur die eine Hälfte der Wanderung führt am Hang über dem Flussbett über der Schlucht entlang, der andere Teil besteht aus einem Waldweg, der in bergstraßenüblichen Proportionen jenseits des Bergkamms in die küstennahe Ebene mäandert. Auch hier bieten sich schöne Ausblicke über die Bucht bei Istron, doch so richtig Schluchtenwandern ist es hier nicht mehr.
Auf der Suche nach Fotomotiven: Erst den Waldweg?
So stellt sich die individuelle Frage, welchen Teil man zuerst in Angriff nehmen will, ganz nach Vorliebe: Wer lieber in der Nachmittagssonne dem erfischendem Meer entgegen wandern will, sollte sich nach dem Dorfausgang von Pyrgos in westlicher Richtung auf der Landstraße – bereits hier vorbildlich als Teil des Wanderwegs ausgeschildert und rot/gelb markiert – bis zu der Gruppe der drei großen Eukalyptus-Bäume am Straßenrand orientieren, hinter denen sich linkerhand der saftig grüne Bewuchs des Schluchtausläufers mit seinen kleinen Zitrus- und Gemüsegärten ausbreitet. Schwenkt man nun nicht ein in den Verlauf der Schlucht, sondern hält sich an die raue Schotterstraße in Richtung Prina, führt sie einen durch allerlei Ziegenweiden und frische Olivenpflanzungen in sanften Serpentinen in Richtung des breiten Waldweges, der nach dem Aufstieg nach vier Kilometern und ein bis zwei Stunden linkerhand zum oberen Zugang der Schlucht führt. Auch hier findet sich wieder ein Wegweiser sowie die rot-gelbe Markierung zur Orientierung.

Über die Schlucht: Ab dem Gatter wird es mitunter alpin, samt Paarhufern auf dem Eselspfad ©Kretaplan
Katsikantaras: Erst die Arbeit und dann doppeltes Vergnügen
Da aber die westliche Waldwegroute nicht unbedingt mehr maritime Ausblicke bietet als die Route oberhalb des Flussbetts, lässt sich aus dem vorgesehenen Rundwanderweg der Katsikantaras natürlich auch einfach ein Auf- und Abstieg über die Schlucht machen. Nach dem man das von fruchtbaren Gärten voll Orangen und Johannesbrotbäumen sowie Schilfland gesäumte Flussbett einmal durchquert und wieder verlassen hat (die Route durch das Flussbett selbst ist temporär gesperrt, nicht markiert und erfordert durchaus etwas Ganzkörpereinsatz und Fitness), beginnt der eigentliche Esels- oder heuzutage besser: Schafspfad hinter einem hölzernen Gatter, gesäumt von Kiefern und den üblichen Meerzwiebeln am Wegesrand. Je nach Jahreszeit und Wetterbedingungen können Auswaschungen die Wegesbreite hier schon mal ziemlich dezimieren, und man wandert schließlich meist in Augenhöhe mit den Wipfeln der stattlichen Bäume am Flussufer. Also etwas Vorsicht ist geboten.
Nach anderthalb Kilometern aufwärts mit reizvollen Ausblicken über das Flusstal, Berghänge und das Meer im Rücken wird der Pfad zunehmend steiler, um sich bei einem Felsenbogen in engen Serpentinen über den Bergkamm in ein KIefernwäldchen zu schlängeln. Auch hier sind praktischerweise Baumstümpfe und Wurzeln im Weg mit Wegmarkern markiert, was angesichts der schönen Felsformationen den Blick zurück auf die grundlegenden Dinge des Bergwanderns richtet. Wer also erste Erfahrungen auf einem in Ansätzen alpinen Wanderweg machbarer Dimensionen sammeln will, und das gleich zweifach bei etwas verkürzter Gesamtstrecke – dem sei auch der Abstieg auf dem Eselspfad über dem Flussbett mit fein gerahmten Ausblicken über das lockende kretische Meer empfohlen.
Kretaplan-Tipp:
Da es in unmittelbarer Nähe der Katsikantaras-Schlucht keine Verpflegungsmöglichkeiten gibt, empfiehlt sich die Mitnahme von etwas Wegzehrung und hinreichend Trinkreserven. Nach getaner Arbeit empfehlen wir einen Abstecher ins benachbarte Küstennest Istron, wo in Mario's Pizzeria (Terrasse und Take-Away, täglich ab 18:00, montags geschlossen) die beste Pizza Ostkretas bereitet wird.
©Kretaplan
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